Literaturkreis-Biografien: Aenne Burda

In der Bibliothek trafen sich am 12.9.2019 neun Literaturinteressierte in gemütlicher Runde – dazu gehört neben dem geschriebenen Wort auch eine gute Tasse Tee, ein paar Kekse und vor allem gute Laune. Verena berichtete dann vom Leben und Wirken der Aenne Burda. Die Eine oder Andere hatte ihrerseits Informationen beizutragen. Ausnahmslos kannten alle die Burda-Hefte mit ihren Schnittmustern und hatten Erlebnisse und Anekdötchen zu erzählen, was zu einer munteren Diskussion wurde.

Aenne Burda: von der Ehe- zur Geschäftsfrau

Geb. 1907 als Anna Magdalena Lemminger, heiratet sie 1931 Franz Burda und hatte mit ihm 3 Kinder: Franz, Frieda und Hubert. 1949 übernimmt Sie den heruntergewirtschafteten Modeverlag von Elfriede Breuer, einer der zahlreichen Geliebten (!) ihres Ehemannes. Statt die Scheidung einzureichen, zwingt sie ihren Mann zum Rückzug aus diesem Projekt.

Ihr Antrieb: Wut über den Ehebruch und eigenes Streben nach Reichtum und Macht. Ihre Vision: attraktive Mode für alle Frauen. Ihre geniale Idee: exklusive Mode als vereinfachtes Schnittmuster-Modell zum preiswerten Nachschneidern.

Mit „Burda-Moden“ trifft sie den Nerv der Zeit, nutzt die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit und kämpft sich – obwohl sie so gut wie keine Ahnung vom Herstellen und Verlegen einer Zeitschrift hat – mit unbändigem Willen, Ehrgeiz, Disziplin und Charme nach oben. Sie wird zu einer Vorzeige-Wirtschaftswunderfrau. Januar 1950 erscheint die erste Ausgabe von „Burda-Moden“. Von anfangs 100 000 gedruckten Heften steigert sie die Auflage auf über 4 Millionen, das Heft wird in 17 Sprachen übersetzt. 1987 wird „Burda-Moden“ als erste westliche Zeitschrift in russischer Sprache verkauft, dank Raissa Gorbatschowa, die damals grosses Interesse an dieser Zeitschrift zeigt. Im Alter von 85 Jahren zieht sie sich aus der Verlagsleitung zurück. Der Burda-Verlag erzielt heute einen Umsatz von rund 2,46 Mrd. Euro im Jahr.

Ännchen von Tharau

Annas erste Liebe, Philipp, nannte sie Ännchen, nach Ihrem Lieblingslied. Nach diesem Lied nannte sie sich dann später „Aenne“.

„Ännchen von Tharau ist’s, die mir gefällt, sie ist mein Reichtum, mein Gut und mein Geld. Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz. Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut.“

Simon Dach, ‚Ännchen von Tharau‘

Schnittmuster und Cabrios

Die Werke des Burda Verlags lagen vielfältig in anschaulicher Form von Heften auf dem Tisch. Auch das notwendige Werkzeug, das Kopierrädchen zum Übertragen des Schnittmusters auf Papier, fehlte nicht. Die Fachleute unter uns erklärten wie es funktioniert und demonstrierten es spontan an einem Muster.

Recht lustig wurde es, als es um dem Sinn und Zweck von Cabrios ging, die auch Aenne Burda gerne fuhr. Ursprüngliche Vorurteile wandelten sich zu handfesten Lebenserfahrungen. Mehr wird hier nicht verraten. Fragt doch mal die Teilnehmer, gerne beim nächsten Treffen des Literaturkreises am 7. November. Das spannende Thema ist dann Ernest Hemmingway und seine literarischen Werke.

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