Besuch bei einer 180-jährigen Dame
Am Samstag, den 26.10.19, hatten sich 17 ZWARler nach Düsseldorf aufgemacht, um etwas mehr über die Gründung und Historie der Diakonie Kaiserswerth zu erfahren, die vor mehr als 180 Jahren in Düsseldorf ihren Anfang nahm. Ulrike blickt zurück.
Als Theodor Fliedner, ein 22-jähriger evangelischer Pfarrer, 1826 nach Düsseldorf-Kaiserswerth kam, war er tief betroffen von der damaligen Armut, soziale Not und hohen Sterblichkeit, die durch Kriege, wachsende Bevölkerung und beginnende Industrialisierung in Düsseldorf sichtbar wurde. Er hatte die Idee, unverheirateten Frauen eine Chance zur eigenständigen Entwicklung zu geben, durch Engagement in sozialen Projekten, indem er zunächst ein Krankenhaus aufbaute, danach ein Altenheim, eine Schwesternschule, ein Heim für verwahrloste Kinder, für entlassene Sträflinge (Männer und Frauen) und ‚gefallene‘ Mädchen, die schwanger waren und nicht wußten wohin. Die notwendigen Finanzen kamen aus Spenden und von Fliedners Reisen mit religiöser Prägung.
Das Prinzip wurde weltweites Vorbild. So war auch die bekannte „Dame mit der Lampe“ Florence Nightingale 1851 in Düsseldorf und hat die Grundidee mit nach England genommen. In Hamburg gründete Johann Hinrich Wichern in Zeiten der Revolution des Jahres 1848 die ‚Stadtmission‘ als Vorläufer der ‚Diakonie‘, die aus männlichen Helfern, den Diakonen, bestand. Eine vergleichbare Einrichtung der katholischen Kirche entstand als Lorenz Werthmann 1897 in Köln den „Charitasverband für das katholische Deutschland“ gründete.
Die ‚Diakonissen‘ – so werden die Krankenpflegerinnen bis heute genannt – bekamen eine einheitliche Tracht (dunkelblaues Kleid und weisse Haube), eine Ausbildung in Hygiene und Krankenpflege, Kost und Logie (nur ein kleines Taschengeld) und die Zusicherung im Haupthaus bis an ihr Lebensende versorgt zu sein. Dafür haben sie sich aufopferungsvoll für notleidende Menschen jahrhundertelang eingesetzt. Von 2000 Diakonissen Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es in Düsseldorf noch 25 aktive und 80 passive Schwestern.
Das Wirken der Diakonissen ist auch im direkten Umfeld von Wie-So zu sehen. Das Diakonisches Werk Bethanien, dass die bekannte Klinik-Bethanien für Pneumologie und Allergologie in Aufderhöhe betreibt, hat ein Mutterhaus, in dem etwa 30 Diakonissen leben.
Unser Besuch in Kaiserswerth umfasste das Mutterhaus/Altenheim, den Friedhof, den Bunker (unterirdisch, inkl. OP) und die ganze Anlage mit entsprechenden Gebäuden.
Beeindruckend, wie soziales Engagement bis heute seine Wirkung zeigt, allerdings inzwischen ergänzt durch städtische Sozialarbeit und Engagement von Ehrenamtlichen.
Anschließend waren wir Kaffee trinken und haben uns über die Entwicklung der Diakonie ausgetauscht.