Café des Westens

Während der Lesung mit Frau Nußbaum mit den Besuchen berühmter Kaffeeehäuser wurde auch über das „Cafe des Westens“ in Berlin berichtet. Thomas Fournier nimmt das zum Anlass, etwas ausführlicher darüber zu erzählen.

Das Cafe des Westens war ein Künstlerlokal, das sich von 1898 bis 1915 an der Stelle (Kurfürstendamm 18/19) befand, wo heute das Cafe Kranzler nach wie vor eine Institution in Berlin ist.

Die ersten Jahre

1893 wurde es bereits als „kleines Cafe“ am Kurfürstendamm eröffnet, das 1898 in „Cafe des Westens“ unbenannt wurde, weil sich in den umliegenden Wohnhäusern einige Künstler Ateliers anmieteten und sich in dem „kleinen Cafe“ trafen.

Schnell entwickelte sich das Cafe zu DEM Treffpunkt der Künstler Berlins und es gehörte in den bürgerlichen Kreisen einfach dazu, dort zu verkehren und von dem Besuch und den Gesprächen zu erzählen.
1904 ließ der Inhaber Ernst Pauly das Cafe um das erste Obergeschoss erweitern.
Der Berliner mit seiner – auch heute noch – frechen und forschen Schnauze fand sehr schnell einen treffenden Namen für dieses Cafe: „Cafe Größenwahn“

Ein Treffpunkt für Künster

Hier entstanden nicht nur die Ideen für 2 Kabaretts und damit die Entwicklung des Kabaretts in ganz Deutschland; damals bekannte Künstler, Schriftsteller und Maler wie Max Liebermann, Paul Lincke, Max Reinhard, Richard Strauss – um nur einige Wenige zu nennen – gingen ein und aus, die Idee zur „Dreigroschenoper“ wurde hier im Cafe in die Welt gesetzt: Friedrich Hollaender komponierte „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt….“

Vor dem ersten Weltkrieg wurden u.a. gesehen: Else Lasker-Schüler, Frank Wedekind, Carl Sternheim. Die Presse bezeichnete die Künstlerkreise im Cafe als einen Treffpunkt für das Gesindel, der Westen Berlins hätte sich hier in einen Sumpf verwandelt.

Du Café. Du Schule hoher Geister. Du beschwingter Kämpfer Rendez-vous. Du tumultöse Arche der Dichter. Du Halle, Dom, Luftschiff, Vulkan, Käfig, Gruft und Kluft, Dungloch und Stunde der Beter…

Ludwig Meidner über das Café Größenwahn

Die damals teilweise mittellosen Künstler lockten das zahlende Publikum an und das „Cafe Größenwahn“ besuchten auch vermehrt Frauen im neuesten Chic.

Die späten Jahre

1913 zog der Besitzer Ernst Pauly in einen Neubau am Kurfürstendamm 26 um und gründete an dieser Stelle das neue „Cafe des Westens“ als Konzert-Cafe. Die Künstler jedoch blieben noch bis 1915 dem alten Ort treu. Mit Beginn des Weltkrieges verschwand das „Cafe Größenwahn“ als literarischer Treffpunkt.

1932 wurde das „Cafe Kranzler“ eröffnet.

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